Mind Expanders

Performative Körper um '68
MUMOK, Wien
25.07.08 bis 15.11.09

'Mind Expanders' zeigt die Verbindungen zwischen den gesellschaftlichen Aufbrüchen und den performativen Kunstformen der 1960er und 1970er Jahre. Die Absage an den gesellschaftspolitischen Konservatismus mit seinen versteinerten sozialen und geschlechtlichen Rollenbildern spiegelt sich in kritischen und utopischen künstlerischen Ansätzen, in deren Zentrum der menschliche Körper steht. Er wird zum Spiegel gesellschaftlicher Machtverhältnisse und zum Motiv kritisch-provokanter wie auch sinnlich-vitaler Selbstbehauptung gegenüber einer als entfremdet und körperfeindlich empfundenen Gesellschaft.

Die Künstler der Wiener Gruppe (Friedrich Achleitner, H.C. Artmann, Konrad Bayer, Gerhard Rühm, Oswald Wiener) und des Wiener Aktionismus (Günter Brus, Otto Mühl, Hermann Nitsch, Rudolf Schwarzkogler) bilden in diesem Zusammenhang lokalspezifische wie auch international bedeutende Bewegungen. Während die Wiener Gruppe sprachphilosophische Erkenntnisse provokativ einsetzt, profilieren sich die Wiener Aktionisten in Abgrenzung zu einer katholisch kunstfeindlichen Nachkriegsgesellschaft. Ihre von schonungsloser Darstellung des Geschlechtlichen bis zur Selbstverletzung reichenden Körperaktionen werden in der Ausstellung im internationalen Vergleich mit Positionen der Performance- und Body Art gezeigt, die Fragen der Geschlechterrollen und der Identität im Spannungsfeld privater und öffentlicher Existenz zum Inhalt haben (Gina Pane, Yajoi Kusama, Marina Abramovic, Friederike Pezold, Birgit Jürgensen, Valie Export/Peter Weibel, Carolee Schneemann, Jiri Kovanda, Jan Stembera, Tibor Hajas). mehr

Wie sehr das Performative und die Körperthematik auch Malerei und Skulptur erfassen und verändern, zeigen die Arbeiten von Maria Lassnig, Arnulf Rainer und Bruno Gironcoli. Während Lassnig die Malerei als prozessuale Umsetzung von Körpergefühlen aus weiblicher Sicht betreibt, legt Rainer durch seine Übermalungen und -zeichnungen von Fotografien die Tiefen und Abgründe der menschlichen Psyche bloß. Gironcoli koppelt den menschlichen Körper an maschinen- und geräteartige Vorrichtungen. Er ruft damit gesellschaftliche Mechanisierung und Entfremdung als bewusstseinsprägende und -deformierende Phänomene in Erinnerung.

Kurator
Edelbert Köb

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