Katharina Sewera
Die Kunst klarer Verschleierung
In: Kleine Zeitung, 13.10.1994, p. 58.

Subjektiv? Objektiv? Birgit Jürgenssens sinnliche Wahrnehmungen.

Ovids Metamorphosen, konkret die Parabel von Echo und Narziß, nimmt die Wiener Künstlerin Birgit Jürgenssen als Ausgangspunkt für ihre neuen Fotoarbeiten. In atmosphärischen Bildern spricht sie in feminin-universeller Art und Weise an und fordert die Betrachter auf, sich über die erste Impression hinauszuwagen.

Selbsterfahrung und -erkennung thematisiert Jürgenssen immer wieder in ihren Bildern und Installationen. Sie verschleiert und mystifiziert mit Hilfe von Seidenstoff, den sie über die Fotografie legt, und mit Spiegeln, die einen festen Platz in ihrer Kunst einnehmen, diese Kunst verzerren und verfremden. Eine stark sinnliche Ästhetik strahlen die monochromen Bilder auf den ersten Blick aus, zugrunde liegt ihnen aber die Frage nach der (Un-)möglichkeit "objektiver" Wahrnehmung. Nach dem Wesen des Fühlens, Sehens und Hörens im Spiel mit Materialien wie Holz, Glas und Eisen, mit Licht, mit bekannten Formen und mit Abstraktionen. Wie im Triptychon aus Farbfotos und Metall nach einem Liedertext David Byrnes: "And what you see is what you get / And what you get is what you choose". Das Angebot ist wichtig, die Auswahl nicht minder. mehr

Ein originelles Gustostückerl liegt bei: "Bicasso/Jürgenssen". Das Siebdruck-Heftchen in 300er Auflage enthält die zeichnerische Antwort des Kindes Birgit Jürgenssen auf (primär Frauen-)Bilder der Pablo Picassos.

 

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