1949
geboren in Wien

Birgit Jürgenssen wird am 10. April in Wien als zweites Kind in eine Arztfamilie geboren.

1957
BICASSO Jürgenssen

Sie beginnt als Achtjährige in einem Schulheft Bilder nach Pablo Picasso zu zeichnen. Ihre Signatur BICASSO Jürgenssen" vereint den Namen des spanischen Meisters mit ihrem eigenen Namen. Als Kind wird sie mit der Abkürzung Bi" gerufen.

Mit 14 erhält sie die erste halbautomatische Kamera und fotografierte fast ausschließlich kleine Gegenstände, die sie vorher selbst anfertigte. In jungen Jahren tanzt Birgit Jürgenssen Ballett und ist von Rudolf Nurejew begeistert. 

„So wie ich mich erinnere, habe ich mit 8 oder 9 Jahren angefangen Geschichten zu zeichnen und benützte dazu die nicht ausgeschriebenen Schulhefte meines Bruders. Im Freundeskreis meiner Eltern waren einige Künstler und Lebenskünstler. Die Geschichten, die sie uns von ihnen erzählten, bzw. von der großen Picasso-Ausstellung damals in Paris, und ein Paul Klee-Buch zu Hause, haben in mir große Neugierde erweckt, so daß ich versucht habe, einfach alles, was mir damals thematisch gefallen hat nachzuzeichnen. Mit 14 erhielt ich meine erste halbautomatische Kamera und fotografierte damals fast ausschließlich kleine Gegenstände, die ich vorher selbst anfertigte. Meist sollte alles in einem Farbton gehalten sein."

1967
Hochschule für angewandte Kunst

Am 30. Mai 1967 beendet Birgit Jürgenssen die Mittelschule mit der Matura.

Während mehrmonatiger Frankreichaufenthalte lernt sie die französische Literatur kennen, sowie das Theater von Antonin Artaud und die  „inspirative Poesie" des Surrealismus. In der Folge setzte sie sich mit der Psychoanalyse, der Philosophie des Strukturalismus, der Ethnologie von Claude Lévi-Strauss und den gesellschaftskritischen Diskursen ihrer Generation auseinander. Dieser geistige Horizont bleibt für ihre Kunst bestimmend. 

Sie wird ungewöhnlicherweise ohne Grundstudium in die Meisterklasse für Grafik von Prof. Herberth an der Hochschule für angewandte Kunst aufgenommen. Birgit Jürgenssen spricht Zeit ihres Lebens mit großer Zuneigung von Prof. Franz Herberth.

1971
Diplom

Birgit Jürgenssen beendet am 30. Juni mit der Diplomarbeit „zipfeln" (eine Mappe mit 42 Zeichnungen) ihr Studium an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien.
Sie erhielt für ihre Diplomarbeit den Förderungspreis des Unterrichtsministeriums für Wissenschaft und Forschung und den Wolfgang-Hutter-Preis.

Bewirbt sich nach Abschluss ihres Studiums um Auslandsstipendien an der HdK Berlin, an der Ecole ABC de Paris und um ein Fulbright Stipendium für die USA (Parsons School of Design, NY; Pratt Institute, Brooklyn; Cooper Union, NY). Auch das British Council führt sie auf der Reserveliste für das akademische Jahr 1972/73.

Nach Abschluss der Akademie reichte ich sofort um ein Stipendium für New York, Berlin oder London ein. Für alle drei erfüllte ich die Bedingungen positiv. Doch dann nahmen sie in dem betreffenden Jahr für New York und Berlin keine Künstler, sondern nur Wissenschaftler, für London war ich ein Jahr zu jung. So konnte ich leider nicht ins Ausland gehen."

1972
Heirat am 11. Juli 1972

Heiratet am 11. Juli den Bildhauer Bernd Hans Klinger.

Inskribiert als Meisterschülerin in der Graphikklasse von Franz Herberth „um weiterhin an der Hochschule lithographieren zu können" und beginnt autodidaktisch künstlerisch schwarz-weiß zu fotografieren und richtet sich eine eigene Dunkelkammer in ihrem Atelier ein.

1974
Brief an den DuMont-Verlag

Am 1. April fordert Birgit Jürgenssen in einem Brief den DuMont-Verlag auf, einen Sammelband über Künstlerinnen zu veröffentlichen: So oft ist die Frau Kunstobjekt, selten und ungern lässt man sie selbst zu Wort oder Bild kommen. Ich möchte einmal die Möglichkeit haben, mich nicht immer nur mit Kollegen, sondern auch mit Kolleginnen vergleichen zu können." Kolleginnen findet sie in den Künstlerinnen Meret Oppenheim und Louise Bourgeois, deren Werke sie gegenüber anderen Künstlerinnen poetischer, weniger direkt, und subversiver" findet. Der Vorschlag wird vom Verlag abgelehnt. Eine zweite Anfrage wird am 6. Juni 1979 nochmals abgelehnt.

1975
MAGNA – Feminismus: Kunst und Kreativität

7. März bis 5. April Teilnahme an der Ausstellung MAGNA – Feminismus: Kunst und Kreativität", kuratiert von VALIE EXPORT. 

Anlässlich des Internationalen Jahres der Frau werden österreichische Künstlerinnen zu einer Ausstellung im Völkerkundemuseum eingeladen. Die Jury besteht ausschließlich aus Männern, wogegen eine Gruppe prominenter Künstlerinnen protestierte, u.a. Birgit Jürgenssen, Doris Reitter, Meina Schellander und VALIE EXPORT. Da der Protest ignoriert wird, sagen 46 Künstlerinnen ihre Teilnahme an der Ausstellung ab.

Anfang der siebziger Jahre hat die Frauenbewegung auch in Österreich Bedeutung bekommen. Einige haben sich am Beginn dafür stark gemacht und darüber geredet, daß man viel öfter Künstlerinnen in Galerien präsentieren müßte. Dann waren einige dieser Frauen plötzlich Galeristinnen und alles war vergessen...Ich finde es gut, wenn es aktiven Feminismus gibt als Parallelaktion. Doch glaube ich nicht, daß man ihn benützen sollte, um Karriere zu machen. Es ist notwendig, einfach überzeugende Arbeit zu leisten, vielleicht müssen Künstlerinnen zuweilen artistischer reagieren".

1976
Ablehnung des Ansuchens um das österreichische Staatsstipendium für bildende Kunst (Jury: Eckert, Eisler, Göschl, Hollein).

(Jury: Eckert, Eisler, Göschl, Hollein)

1978
Einzelausstellung Albertina, Wien

Einzelausstellung „Lineaturen“  in der Grafischen Sammlung Albertina in Wien.

1980
Lehrbeauftragte an der Hochschule für angewandte Kunst

Birgit Jürgenssen beginnt am 1. Oktober als einzige Lehrbeauftragte in der Meisterklasse Prof. Maria Lassnig an der Hochschule für angewandte Kunst. Am 25. Juni 1981 protestieren Studenten und Studentinnen in einem Flugblatt, „dass die Lehrbeauftragte Birgit Jürgenssen auf infame Weise abgeschossen wurde“ und fordern „die sofortige Wiedereinstellung von Birgit Jürgenssen als Lehrbeauftragte für das Studienjahr 1981/82“. Birgit Jürgenssens Tätigkeit an der Hochschule für angewandte Kunst endet am 30. September 1981.

1982
Lehrtätigkeit an der Akademie der bildenden Künste Wien

Am 1. März beginnt Birgit Jürgenssen ihre Lehrtätigkeit in der Meisterklasse  von Arnulf Rainer an der Akademie der bildenden Künste Wien. Sie initiiert und etabliert den Unterricht für das Fach Fotografie und unterrichtet über 20 Jahre an der Akademie.

„Die Problematiken und Fragen in der feministischen Bewegung in den Siebzigern haben sich zu denen der Achtziger gewandelt. Die Selbstverständlichkeit, mit der sich heute Frauen in allen Bereichen der Kunst ausdrücken, ist eine andere, eine positive. Das hat auch mit einer gesellschaftlichen Entwicklung zu tun, da sich das Rollenbild der Frau geändert hat."

1988
DIE DAMEN

Gründung der Künstlerinnengruppe DIE DAMEN mit Birgit Jürgenssen, Ona B., Evelyne Egerer, Ingeborg Strobl, seit 1993 Lawrence Weiner anstelle von Ingeborg Strobl. Gemeinsame Performances bis 1996.

1994
Wenn die Kinder sind im Dunkeln …

Birgit Jürgenssen kuratiert die Ausstellung „Wenn die Kinder sind im Dunkeln …", Wiener Secession.

Bewirbt sich am 24. September um einen „hauptberuflichen" Lehrauftrag an der Akademie der bildenden Künste, Wien.

1996
I MET A STRANGER

Künstlerbuch I MET A STRANGER" gemeinsam mit Lawrence Weiner.

1998
Sooner or Later

Ausstellung Sooner or Later" in der TZ-Art Gallery in New York, sowie 1998 die Retrospektive Früher oder später" im Oberösterreichischen Landesmuseum in Linz.

2001
Internationalen Biennale, Kairo

Kuratiert den österreichischen Beitrag der 8. Internationalen Biennale in Kairo.

Am 11. September wird bei Birgit Jürgenssen anlässlich einer Routineuntersuchung ein Pankreastumor entdeckt.

2003
Am 25. September stirbt Birgit Jürgenssen in Wien

„Die persönlichen Leistungen sind es, die zählen. Letzten Endes bleibt nur die gute Zeichnung, das gute Foto, die gute Arbeit."

2014
"Jürgenssenweg"

Am 11. Februar 2014 beschließt der Wiener Gemeinderatsausschuss für Kultur die Benennung einer Verkehrsfläche nach Birgit Jürgenssen. Der "Jürgenssenweg" befindet sich in Floridsdorf im Gebiet des Gaswerks Leopoldau. 

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