ICH

Schirn Kunsthalle, Frankfurt
10.03.16 bis 29.05.16

Das tradi­tio­nelle Selbst­por­trät ist heute Geschichte. Früher malte sich nur der Künst­ler vor dem Spie­gel. Im Face­book-Zeit­al­ter ist die Selbst­dar­stel­lung zum Tool für jeder­mann gewor­den. Wir leben in radi­kal egozen­tri­schen Zeiten. Unsere Gesich­ter wandern Tag für Tag in ein gigan­ti­sches digi­ta­les Bild­ar­chiv. Was haben die Künst­ler dem entge­gen­zu­set­zen? Günther Förg schrei­tet kopf­los eine Treppe hinab, Wolf­gang Till­mans zeigt nur sein Knie, Pawel Altha­mer seine Klei­der, Michael Sailstor­fer formt seinen Namen in großen Lettern, und Sarah Lucas tritt dem Betrach­ter beinahe ins Gesicht, während Florian Meisen­berg ihn per Smart­phone-Livestream an seinem Leben teil­ha­ben lässt. Ironisch, spie­le­risch und dekon­struk­tiv – Künst­le­rin­nen und Künst­ler halten uns nicht länger ihr Gesicht vor Augen, wie es früher üblich war. Sie lassen die Selbst­ent­hül­lung hinter sich und entzie­hen sich unse­rem Blick, sie gehen Umwege und auf Distanz zum eige­nen Ich. In einer Themen­aus­stel­lung mit etwa 40 Posi­tio­nen folgt die SCHIRN diesen Bilder­stür­mern auf ihrer Suche nach einer zeit­ge­mä­ßen Form der Selbst­dar­stel­lung – darun­ter mit Arbei­ten von Abra­ham Cruz­vil­legas, Ryan Gander, Alicja Kwade, Jona­than Monk und Rose­ma­rie Trockel. Das Ich wird expe­ri­men­tell evaku­iert. Es kommt nur noch zu flüch­ti­gen Begeg­nun­gen.

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