Menschenbilder aus der Sammlung
06.11.10 bis 27.03.11
Menschenbilder aus der Sammlung
Wie individuell sind die Bilder, die wir von uns selbst und von unserem Körper entwerfen? Unsere Erscheinung wird durch gesellschaftliche Vorstellungen normiert, in Posen geformt, durch Modemarken gelabelt und somit von unserer tagtäglichen Umwelt gelenkt und bestimmt. Der Körper wird in den Arbeiten der Ausstellung nicht als Ausdruck von authentischer Individualität gezeigt, sondern als Fläche für die Projektion gesellschaftlicher Einschreibungen.
Die Ausstellung präsentiert etwa 45 zeitgenössische Positionen aus der Sammlung des Museums, in denen die Konstruktion von Persönlichkeit in Abhängigkeit des Körpers als Ausdrucksträger zum Thema wird. Dabei geht es nicht um einen emphatischen Begriff von Individualität im Sinne eines selbstbestimmten Erlebens des eigenen Körpers, sondern die ausgewählten Arbeiten legen das Augenmerk darauf, wie der Körper von außen geformt wird. mehr
Jugendkulturen definieren sich durch bestimmte Looks und Posen, die sie mittels ihres Körpers zum Ausdruck bringen. In ihren Zeichnungen zeigt Nicole Schatt ebenso wie das Künstlerduo Muntean/Rosenblum in seinen großformatigen Gemälden, Jugendliche in ihrer Haltung als typisierte Vertreter der Popkultur. Ulrike Lienbacher hingegen interessiert sich in ihren Fotografien für die geschlechtliche Zuordnung von Posen. Die Künstlerin spielt mit der Wiedererkennbarkeit der Pose und fragt, was die Einnahme einer bestimmten Haltung weiblich oder männlich macht. Anja Ronacher nutzt den Körper als Material, um dessen Stellung in der Bewegung einzufrieren. Der Körper wird hier zur Skulptur.
Den Einfluss des Umraums auf den Körper beschreibt VALIE EXPORT in Bezug auf ihre Serie „Körperkonfigurationen“ als „Anpassung“, „Einfügung“ und „Zufügung“. Artistisch formt sie mit ihrem Körper architektonische Gegebenheiten des Stadtraums nach und präsentiert ihren Körper als manipulierbares Material. Nicole Six & Paul Petritsch bearbeiten ebenfalls das Verhältnis von Körper und Raum und zeigen in ihren Filmstills einen zeitlichen Prozess einer Handlung, an dessen Ende der Körper des Akteurs durch eine im Laufe der Performance geschaffene Öffnung in der Wand in den benachbarten Raum gelangt. Christoph Rütimann lenkt in seiner Videoarbeit den Blick auf die Beziehung der Wahrnehmung des Betrachters und des Apparats der Kamera. In seiner Videoarbeit folgt unser Blick der Fahrt, einer auf ein Schienensystem montierten Kamera und zeigt, wie der körperliche Vorgang des Sehens von der Technik reglementiert wird.
Die Ausstellung präsentiert außerdem Werke von Stephan Balkenhol, Manfred Erjautz, G.R.A.M., Manfred Grübl, Maria Hahnenkamp, Caroline Heider, Birgit Jürgenssen, Werner Reiterer, Markus Schinwald, Borjana Ventzislavova, Heimo Zobernig u.a.m.