Birgit Jürgenssen
Dolce Tocco
In: Gabriele Schor, Heike Eipeldauer (Hrsg.), Ausst. Kat. Birgit Jürgenssen (Prestel: München/Berlin/London/New York, 2010), S. 222.

Die Berührung ist eine barocke Melancholie: als Erweiterung und Beschleunigung des Sinneslebens beeinflußt jedes Medium sofort die gesamte Sinnesorganisation. Und der Psalmist betont, daß das Schauen von Idolen oder die Verwendung von einer Technik die Menschen gefügig macht. Wenn die Sinnesorgane sich ändern, scheinen sich die Gegenstände der Wahrnehmung zu ändern: Wenn Sinnesorgane sich schließen, scheinen ihre Gegenstände sich auch zu verschließen.*

Die Haut, das größte Sinnesorgan des Menschen, hat die Fähigkeit Botschaften zu senden und zu empfangen. Die Haut des gesamten Körpers ist tastempfindlich, wenn auch mit großen örtlichen Unterschieden. Zum Drucksinn tritt die Empfindung für die Ausdehnung des Tastreizes. Diese Unterschiedsempfindlichkeit ist an der Zungenspitze am größten, gefolgt von den Lippen, den Fingerspitzen und den Handinnenseiten.
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Die Berührung ist die Grundvoraussetzung des Tastens überhaupt. Das Getastete erscheint als das einzig Wirkliche. Insofern hat der Tastsinn eine größere Bedeutung für den Glauben an die Realität der Außenwelt als die anderen Sinne.


Berühren ist Kontakt aufnehmen, "Nicht Berühren" als Verbot die größte Versuchung.     

Though Mother may be short on arms, her skin is full of warmth and charms, and Mother´s touch on baby´s skin, endears the heart that beats within.
(Harry F. Harlow, The Elephant)

Birgit Jürgenssen, Wien, 16. 11. 02.

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