Birgit Jürgenssen
Going To Bed Without Sleeping
In: Erika Billeter (Hrsg.): Ausst.-Kat. Chefs-d’Œuvre du Musée cantonal des Beaux-Arts Lausanne (Lausanne: Musée cantonal des Beaux-Arts, 1989), S. 340.

Die Engel rebellieren um Mitternacht. Es ist ein Ort in meinem Kopf, ich weiss nicht ob ich dahin will – ein Schlehmilium. Die Nacht kennt keine Schatten. Körperhaftes wird flüssig. Die Augen werden farbenblind. Die Vernunft lässt uns im Stich, alle Sinne rotten sich zusammen 'The mind does dancing, while the body pulls the string' (Swamp Dogg); ausgesetzt der Dunkelheit einem Spiel der Einbildungskraft, welche und zugleich bindet und löst, in einer Mischung von Wirklichkeit und Vision. Zeit und Raum entschwinden durch ein Nadelöhr. Zuweilen überfällt uns Melancholie. Ich bin dabei das Zentrum meiner selbst zu verlassen, denn ich habe grosse Eile in eine andere Wirklichkeit zu gelangen, um in einem schicksalhaften Flug die verschwundene Umlaufbahn zu erreichen, den schönen Umkreis, auf dem die Farben entstehen.


Ich gehe zu Bett und kann (will) nicht schlafen. Aladins Lampe, verziert mit tausend Augen, sitzt auf meiner Brust. Noch ist die Lampe verschlossen, aber die Wesen drinnen rumoren.
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Engel und Dämonen brauchen keinen Passport.

Birgit Jürgenssen, 1986

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