Birgit Jürgenssen
Pulsschlag einer Sinnlichkeit
In: Ausst. Kat. Schmuck. Zeichen am Körper (Wien: Falter, 1987), S. 234.

Das Denken in Sätzen und die figurale Darstellung, begleitet vom Hang zum Fetischismus, auf der ewigen Suche nach der Erforschung (Ergründung) der Rituale menschlicher Zweisamkeit, drückt sich in entsprechend komplizierten Gefühlskomplexen aus, die rätselhaft ins Bild gesetzt werden. Das Abgrasen des Bildes zur Identifizierung. Farben in Schichten lasierend aufgetragen, Zeichnung über Zeichnung — die verschiedenen Ebenen formal und inhaltlich dargestellt.

Zeichnung als Projektion auf den menschlichen Körper, fotografiert als Vorlage für einen Schmuckentwurf. Der reale Ausgangspunkt ist nicht mehr da, alles verwischt sich, um schlußendlich eine (Quint-)Essenz zu finden. Alles geht zuerst über das Schauen. Das Geheimnis ist das Sichtbare, nicht das Unsichtbare. Als und ist sind eins (Wallace Stevens) Die Antithese ist wie die Mauer ohne Tür. Diese Mauer überschreiten ist Tabuverletzung an sich. Die Antithesen von Innen und Außen, Warm und Kalt, Leben und Tod sind durch die nachgiebigsten aller Schranken getrennt, durch die Schranken des Sinns. Wie die Aussage durchlöchern? Das Bild im Teppich des Traumes hervortreten lassen und die Realität glaubbar machen. Die Absicht der Technik: den Sinn zu naturalisieren (neutralisieren). ‘Citar’: Aufschlagen des Stiefelabsatzes, das Sich-straffen des Toreros locken das Tier zu den Banderillas. Ein Gewinn an spielerischer Lust, um die Signifikanten zu vermehren, nicht um irgendein letztes Signifikant zu erreichen. Flächenhaftes, was man nicht ertasten kann. Die Kopie des Scheins authentifizieren durch die Kenntnis des Inneren (des Darunterliegenden). mehr

Kapital und Kirche, Glaubensbekenntnisse. Das Kapital (Goldbarren) "als Kette, als Rückenmark"; die Kirche "als Rückenmarkwirbeln" bilden die Wirbelsäule und im Einzelnen, als Ringe, schmücken sie die Finger, die Hand einer Person. Die Person ist ein Produkt der Kombinatorik, die Kombination ist relativ stabil und mehr oder weniger komplex; diese Komplexität bestimmt die Persönlichkeit der Person, die ebenso kombinatorisch ist wie der Geschmack einer Speise oder die Blume eines Weines.

Hast du mit den Sternen schon gesprochen? / Hast du einen Blitz gerochen? / Hinter den Bergen, im Schatten / schlummert ein Tier seit Wochen, / in der Dunkelheit klappern / seine Beckenknochen. Die Prinzessin liegt auf der Wiese, / doch hört sie nicht hin, / hat sie doch ganz anderes im Sinn.

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